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Shoulder Surfing – auf Deutsch: „Schulter-Surfen und das Geld ist weg!

Hightech war gestern. Wir erleben eine Renaissance der Trickbetrüger im klassischen Sinne.

Beim Shoulder Surfing, also dem klassischen über die Schulter Spähen gibt es verschiedene Spielarten.

Zum einen werden ahnungslose Bankkunden, bei dem Versuch einen Kontoauszug zu holen oder Geld abzuheben, durch manipulierte Geräte von ihrem Vorhaben abgehalten. Zumeist kommt dann ein junger freundlicher Mann hinzu, der seine Unterstützung anbietet. Bei dieser Gelegenheit wird, sobald die PIN Eingabe erfolgt, selbige durch die Handrückenbewegung oder – besser noch – durch eine freie Sicht auf das Tastenfeld, erspäht.

Bietet sich die Gelegenheit, dann wird durch einen Taschenspielertrick bereits jetzt die Debitkarte in den Besitz der Betrüger gebracht. Dazu bietet sich an, verdeckt auf den gelben Knopf „abbrechen“ zu drücken und die Karte in Empfang zu nehmen, ehe der ohnehin schon verunsicherte Bankkunde etwas merkt.

Hiernach wird der Bankkunde darin bestätigt, dass der Automat die Karte „gefressen“/ eingezogen habe.

Eine andere Variante ist, dass eine Bankkarte, die der eigenen ähnlich sieht, dem Bankkunden untergejubelt wird, im Austausch gegen die echte.

Bevorzugt erfolgen solche Scharaden an Freitagnachmittagen oder am Wochenende, dann, wenn Banken und Sparkassen üblicherweise für mehrere Tage geschlossen sind, sodass die Betrüger nach Herzenslust das Guthaben und den Verfügungsrahmen abräumen können.

Eine andere Variante ist häufig in Supermärkten und Discountern zu beobachten. In dem Gedränge und der Hektik fallen Personen, die scheinbar zufällig im Laden stehen, wenig auf. Im Kassenbereich werden mehrere Späher postierte. Deren Aufgabe ist es, die PIN bei der Eingabe, durch eine direkte Draufsicht oder die Handrückenbewegung zu erspähen oder die PIN-Eingabe per Video mit dem Handy aufzuzeichnen. Gelingt das auslesen der PIN auf diese Weise oder kurz darauf durch Nutzung einer KI, die die Handrückenbewegung interpretiert, wird dem Team „Taschenspieler“ ein entsprechender Hinweis gegeben. Beim Verlassen des Ladenlokals wird das Opfer dann in ein Gespräch verwickelt.

Meistens fragt ein aufgeregter und aufgelöster Mann mit einer aufgeschlagenen Karte in der Hand nach dem Weg. Die rührseelige Geschichte läuft meistens so ab, dass er, übernächtig auf dem langen Weg zu einem, in einem Unfall verwickelten, verletzt im Krankenhaus liegenden Familienmitglied, bevorzugt Kinder, sei und nunmehr nicht wisse, wie er weiter fahren müsse, bzw. wo der nächste Autobahnzubringer sei. In der Zwischenzeit bedient sich der „Taschendieb“ des Teams an der Geldbörse des Opfers und entnimmt dieser die Bankkarte. Das Portmonee wird sorgfältig zurückgelegt. Mitunter wird sogar ein Kartendummy eingefügt. Geld wird zu diesem Zeitpunkt nicht entwendet, um den Verlust der Bankkarte so lange wie möglich verdeckt zu halten.

Mit der erspähten PIN – dankenswerter Weise darf man diese ja auch bis zu dreimal falsch eingeben, wenn man nicht hundertprozentig sicher war – wird sodann das Bankkonto geplündert.

In beiden Fällen ist es wichtig, dass Geschädigte bei entdeckten des Verlusts ihrer Bankkarte denselben bei ihrer kontoführenden Bank oder dem 24 Stunden, sieben Tage die Woche, erreichbaren Sperrnotruf unter der Tel.-Nr. 116 116 melden. Danach ist es sinnvoll keine weiteren Angaben zu dem Vorfall gegenüber der Bank zu machen, weil diese nur Informationen sammelt, um Ihnen möglichst „grobe Fahrlässigkeit“ vorzuwerfen und von einer Haftung frei zu werden. In einem solchen Fall, in dem durch „Shoulder Surfing“ ihre PIN erspäht wurde, sollten Sie unbedingt gleich Kontakt mit einem spezialisierten Rechtsanwalt aufnehmen, um ihre Ansprüche bestmöglich zu wahren.

Generell ist zu empfehlen, die eigene Bankkarte nicht aus der Hand zu geben. Achten Sie dadrauf, dass sie hinreichend Abstand zu anderen haben. Fordern Sie im Zweifel Personen, die ihnen zu dicht „auf die Pelle“ rücken, auf, Abstand zu halten. Versuchen Sie mit Ihrem Körper und der Hand, das Sichtfeld auf das Tastenfeld und ihren Handrücken zu verdecken. Mit ein wenig Übung, hierzu kann zum Beispiel ein Taschenrechner oder ein Telefon dienen, kann man es erlernen, die PIN blind einzugeben, so das mit der zweiten Hand sowohl das Tastenfeld als auch der Handrücken komplett abgedeckt werden kann, oder zum Beispiel mit einer Handtasche oder einem Produkt, dass sie gerade in der Hand halten.

Prüfen Sie Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten auf Manipulationen oder Vorbauten, die dazu geeignet sind, die Daten ihrer Karten zu erspähen. Richten Sie es sich nach Möglichkeit so ein, dass sie Bargeld zu den Geschäftszeiten einer Bank abheben, um bei Unregelmäßigkeiten gleich diese abklären zu können und gegebenenfalls die Karte sofort sperren zu lassen.

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